Arnold Schalks, 1994, ORTWORT AKKi DaDa, Konzept und Dada-Gedichte, Band mit ausgewählten Neugedichten, concept en Dada-gedichten, bundel met geselecteerde nieuwe gedichten, concept and Dada-poems, a collection of selected new poetry, Wortwanderweg, Offenes Atelier, Open Studio, Aktion und Kultur mit Kindern, (AKKi) E.V., Hans Peter Rams, Karen Fischer, Jürgen Fietze, Siegburgerstraße 25, Düsseldorf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KONZEPT ORTWORT, AKKiDada / Arnold Schalks

Man findet die Bausteine für ein Gedicht indem man:

Die Wörter da sucht, wo man sie finden kann.

Da, wo sie ausgesprochen werden,

da, wo sie hingeschrieben wurden,

da, wo sie gedruckt sind.

Tatsächlich findet man überall Wörter wo es Menschen gibt.

Meistens werden die Wörter als Mittel eingesetzt um etwas zu erreichen, entweder um Menschen über etwas zu informieren, sie mit etwas zu unterhalten, sie zu belästigen oder um sie aufzufordern etwas zu tun. Normalerweise setzt man die Wörter ein um etwas zu bewirken.

Es wird dringend gebeten, die Sprache an der Leine zu führen.

Laß uns die Sprache beim Spazieren freilaufen lassen. Gucken wir was passiert. Lösen wir die Wörter aus ihrer alltäglichen Umgebung. Wir werden sie, ihrem Eigensinn nach, gleich wieder anwenden. Spielen wir mit den Möglichkeiten, die uns die Sprache bietet. Wir bringen sie in einem Gedicht neu unter. Dabei geht es nicht allererst darum, sinnvolle oder verständliche Sätze zu bilden. Zunächst wird gesammelt, notiert und aufgereiht. Womöglich wird der Zufall später eingesetzt um die noch verborgenen Wünsche der Wörter zu erfüllen. Vor allem wird gespielt. Nachher wird beurteilt und ausgefeilt. Wir stellen uns darauf ein, daß der Zufall uns unsere Gedichte diktiert.

Wer sich richtig umsieht, dem wird recht schwindlich vom Strudel der schriftlichen Mitteilungen, die auf uns zukommen aus Büchern, von Plakkaten, Lkw's, Klamotten, Verkehrsschildern usw. Da befindet sich unsere Wortfundgrube. Wir werden diese gewaltigen Wörtersammlung als Ausgangspunkt für unsere Arbeit nehmen. Aber wie schafft der DichterIn Ordnung in diesem überwältigenden Wortangebot. Wie entscheidet er/sie, daß diese Wörter im Gedicht gehören und jene nicht? Da hilft nur noch ein Spiel. Dabei braucht man Spielregel, ein System. Ein System, das jeder sich selber ausdenken kann, und das man spielenderweise prüfen und erweitern soll. Beim Ausdenken dieser Systeme spielt Logik eine untergeordneten Rolle. Die Systeme gründen z.B. auf dem, was genau in diesem Moment passiert, auf dem, was der DichterIn genau in diesem Moment hört, liest, oder wahrnimmt. Was dabei an Sprache herauskommt ist nicht voraussagbar. Es wird wohl selten sofort brauchbar sein. Das heißt aber nicht daß das System falsch ist, oder die Arbeit umsonst war. Man muß den Versuch als Schritt auf dem Weg zum ORTWORT verstehen und den Wortertrag als Rohstoff betrachten, den der DichterIn später verwenden wird um z.B. ein Loch in einem Gedicht zu dichten. Das System kann einfach sein oder kompliziert, genau wie man will.

 

Mögliche Systeme:

Bittdichtung

Der DichterIn bittet jeder, der zufällig vorbeigeht, ein Wort zu sagen. Er / sie notiert die Wörter. Das Gesamtergebnis bildet ein Gedicht.

Anrufdichtung

Der DichterIn würfelt solange bis er / sie einen Telefonnummer zusammengewürfelt hat. Er / sie ruft diese Nummer an und bittet die angerufenen Person einen Beitrag für das Gedicht zu leisten.

Schnittdichtung

Der DichterIn schneidet Satzteile, Wörter aus der Zeitung und klebt diese willkürlich auf ein Blatt Papier. Damit hat sich die Sache.

Arnold Schalks, 1994, ORTWORT AKKi DaDa, Konzept und Dada-Gedichte, Band mit ausgewählten Neugedichten, concept en Dada-gedichten, bundel met geselecteerde nieuwe gedichten, concept and Dada-poems, a collection of selected new poetry, Wortwanderweg, Offenes Atelier, Open Studio, Aktion und Kultur mit Kindern, (AKKi) E.V., Hans Peter Rams, Karen Fischer, Jürgen Fietze, Siegburgerstraße 25, Düsseldorf

Schnittgedicht von Daniel

Streichdichten

Aus einer willkürlichen Zeitung schneidet man einen willkürlichen Artikel. Dann streicht man, einer nach dem anderen, die 'überflüssige' Wörter. Was übrig bleibt ist ein neuer Bericht, das eigentliche Akki-Dada Gedicht.

Arnold Schalks, 1994, ORTWORT AKKi DaDa, Konzept und Dada-Gedichte, Band mit ausgewählten Neugedichten, concept en Dada-gedichten, bundel met geselecteerde nieuwe gedichten, concept and Dada-poems, a collection of selected new poetry, Wortwanderweg, Offenes Atelier, Open Studio, Aktion und Kultur mit Kindern, (AKKi) E.V., Hans Peter Rams, Karen Fischer, Jürgen Fietze, Siegburgerstraße 25, Düsseldorf

Streichgedicht von Lara

Synchrondichtung

Einige (2 oder 3) Personen stecken aus der Zeitung geschnittene Satz- und Wortfragmente in die Hosentaschen. Sie stellen sich hin und nehmen, einer nach dem anderen, ein Fragment heraus und schreiben es in dieser Reihenfolge hin.

Würfeldichtung

Ablauf:

1. Würfele zweimal.

Die erste zwei Würfelwürfe zeigen die Seite auf der wir das Buch aufschlagen sollen an.

2. Würfele noch zwei Mal.

Die Würfelwürfe bestimmen die Zeile auf der Seite auf der wir das Buch aufgeschlagen haben.

3. Würfele noch einmal.

Der Wurf deutet das Wort in der Zeile auf der Seite auf der wir das Buch aufgeschlagen haben an.

4. Schreibe das Wort ab.

5. Wiederhole der Vorgang.

6. Sammle die Wörter

und nehme die als Ausgangspunkt für eine Dadageschichte.

 

Würfelgedicht von Britta:

Einmal waren Rücket und Niemens

vor einer Mauer.

Sie trafen Euathlus, der

Eisenerzvorkommen untersuchte.

Ich sprach zu Niemens:

"Wo ist Analysen?"

Er sagte:

"Er wurde geschlagen

und vor den Mauern gefangen"

"Eher konnte ich nicht kommen,

um ihn zu retten."

 

 

Würfelgedicht von Ricarda:

"Wurm rücket bei Gefahr

zur Rinderzucht.

Keine Aufzählung,

leckre Stücke vollerdem

Bulabasch.

Im Vergnügungsstätten geeignet,

einmal!" weißt du.

 

Wurmdelikatesse.

 

Schwergewichtdichtung

Man kauft im Buchladen ein gebrauchtes, schon gelesenes Buch. Wenn man den Buchladen verläßt, wird die erste Nummer, die uns zur Sicht kommt (Autokennzeichen: 123), die Seite anzeigen auf der wir das Buch aufschlagen sollen. Die nächste Nummer (Hausnummer: 12) bestimmt die Zeile auf der Seite auf der wir das Buch aufgeschlagen haben. Die dritte Nummer (3 Kunden in der Bäckerei) deutet das Wort an in der Zeile auf der Seite auf der wir das Buch aufgeschlagen haben. "Scheiße" tragen wir im Dichtheftchen ein, usw.

'Sample'dichtung

Man macht eine Tonaufnahme eines Gesprächs. Wenn das Gespräch zu Ende ist, entscheidet man sich, jedes Wort das erklingt auf, sagen wir mal, Bandlaufstand: 2, 4, 6, 8, 10, 12 usw. festzulegen. Man notiert die Wörter, wiederholt sie hier und da und überlegt sich ob die Reihenfolge so stimmt.

Lexikondichtung

Überleg mal wie das geht.

Alle gelungene Gedichte werden in einem Band mit dem rätselhaften Titel 'ORTWORT, AKKiDada' aufgenommen, und verlegt beim AKKI - Verlag in Düsseldorf mit einer bisher unbekannten Auflage. Die Gedichte sollten zu einem geeigneten Moment von den DichterInnen persönlich vorgetragen werden.

Letztendlich wird ein Gedicht ausgewählt das sich am besten dafür eignet um als Inschrift in Betonplatten ausgeführt zu werden. Das Gedicht, verteilt über mehrere Betonplatten, wird im Zugangsweg zur AKKi - Pavillion, bündig mit der Oberfläche, eingelassen. Es soll neugierige Spaziergänger zum AKKi-Gebäude führen, oder Dichtungsbedürftigen vorübergehend die Not lindern.

Rotterdam, Mai 1994