MUNTERES HUNDEGEBELL BEIM STAPELLAUF

Arnold Schalks Hindernisstrecke als kommunikative Skulptur/Projekt des Lichthaus Plus Neue Kunst

Von unserem Redakteur Stephan Cartier

Rote Schilder rufen in Erinnerung: Lieber Mensch, hier spielst du nur die zweite Geige! Zuerst soll dein Hund seinen Spass haben - und erst dadurch du deinen. Den Parcours, den der Holländer Arnold Schalks auf einem Grünstreifen nahe dem Hermann-Ehlers-Platz in Gröpelingen konzipiert hat, ist nur gebürtigen Vierbeinern gestattet. Die Benutzung durch nicht-kynische Tiere wie etwa Hauskatzen wurde nicht ausdrücklich geregelt.

Das Ensemble aus sieben Hindernisse ist das aktuelle Projekt des "Lichthaus Plus Neue Kunst" und seines Kurators Horst Griese. Wie immer sollen sich dabei zeitgenössische Kunst und integrierende soziale Arbeit im Stadtteil befruchten oder zumindest nicht einander im Wege stehen.

Den in 1956 in Leiden geborenen Schalks, den Griese für die sechste Aktion dieser Art gewinnen konnnte, interessieren eine "bisher vernachlässigte Kategorie der Gröpelinger", wie er selbst schreibt, eben die Hunde. Dass es zur Eröffnung der Strecke auch "KynoKino" zu sehen und Hot Dogs zu essen gab, zeigt schon, dass Schalks seinem Namen Ehre machen kann und die Ironie bisweilen mit über den Parcours jagt. Bei aller Tierliebe hat er natürlich auch jenen Part des Gespanns im Blick, der am anderen Ende der Leine läuft.

Die kleine Rundstrecke mit Geräten wie einer Wippe, Slalomstangen, Kletterbalken oder Sprungreifen soll gleich in mehrfacher Hinsicht soziale Knoten Knüpfen. Zum einen spielerische zwischen Hund und Herr-/Frauchen, aber zum anderen auch rein zwischenmenschliche. Die Besitzer sollen ins Plaudern, Fachsimpeln oder Wetteifern über ihre tierischen Freunde geraten. Wer das Angebot annimmt, kann die "Hindernislaufstrecke für Hunde" als Skulptur durch Kommunikation verstehen.

Über diese allgemeine Funktion hinaus dokumentiert der Parcours seine spezifische Referenz zum Standort noch auf historischer Schiene. Den sieben Hindernisse hat Schalks Namen gegeben, die an den Schiffbau erinnern und damit einen Bezug zur früheren A.G. Weser Werft knüpfen sollen. Das Wasserbecken heißt "der Stapellauf", die Wippe "der Seegang" und der Reifen, durch den die Hunde springen können, trägt den Titel "die Not".

Auf diese Weise soll die Kunst mehr als nur vordergründig in ihren topografischen Kontext eingepasst werden. Die Nomenklatur bringt die Brüche einer aufgezwungenen Freizeitkultur in einer von Wirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit und anderen sozialen Problemen gebeutelten Region auf einen Nenner. Manchmal ist eben nur ambivalent zu deuten, wer bei einer Dressur durch den Parcours läuft, Tier oder Mensch.

Das Angebot, sich über die Rollenverteilung immer wieder aufs Neue klar zu werden, bleibt einstweilen auf dem Grünstreifen zwischen einem Altenheim und einem Kindergarten am Hermann-Ehlers-Platz bestehen. Bei Publikumserfolg der Aktion vielleicht über das Ende der Ausstellung am 2. Juni hinaus.

(Weser Kurier, 15. Mai. 2002)